40 Jahre Institut Bauen und Umwelt

Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Transparenz: Dafür steht das Institut Bauen und Umwelt. In diesem Jahr feiert es seinen 40. Geburtstag und kann auf eine Erfolgsstory zurückblicken. macondo publishing brachte hier seine komplette Verlagsexpertise ein: Konzeption, Redaktion, Bildredaktion, Gestaltung, Druck und Vertrieb der Broschüre.

Bauen und Umwelt gehören unmittelbar zusammen; erst durch das Bauen wird die Umwelt zum Lebensraum. Damit verbunden sind ein Energie- und Ressourcen-Aufwand. Diese im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung transparent und bewertbar zu machen, war vor 40 Jahren die Vision einiger weniger verantwortungsbewusster Baustoffhersteller. Heute ist dieser Gedanke bei den Produzenten von Bauprodukten zum Selbstverständnis geworden. Einmalig in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt hat sich eine Branche geschlossen dazu entschieden, nachhaltigkeitsrelevante Informationen wissenschaftlich-normativ zu erarbeiten und einer Verifikation zu unterwerfen. Die Baubranche ist damit Vorreiter aller Industriebereiche.

mehr dazu beim IBU  sowie in unserer Agentursektion

Die neue Macht der Moral

Wie vielfältig ist unsere Gesellschaft? Und wie halten wir es mit Ansichten, die uns nicht passen? Und wie steht es um das Verhältnis von Marken und Moral? Die neue Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchtet die vielen Facetten des Themas „Moral“.

Moral ist eine der wenigen Dinge, die jeder nur für sich selbst entwickeln kann. Zugleich ist Moral etwas, was wir vor allen Menschen, quer durch alle Kulturkreise erwarten. Galt früher der Grundsatz: Alle Menschen sind gleich, so betonen wir heute das Recht auf Anders-sein und den Schutz fragmentierter Lebensentwürfe. Das sorgt regelmäßig für Streit. Medien und Marketing tragen dabei erheblich zur Polarisierung bei: Extreme Positionen sind einfach oft spannender und damit berichtenswerter. In der aktuellen Ausgabe des UmweltDialog-Magazins beleuchten wir auf 80 Seiten zahlreiche Aspekte rund um die Frage, warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird:

Eure Moral, unsere Moral – unsere Gesellschaft ist in vielen Punkten gespalten. Das zeigt sich vor allem an unseren Moralvorstellungen. Elmer Lenzen schreibt über Tipp-Ex-Kultur, die Wächter des Sagbaren und darüber, warum Eindeutigkeit nicht immer richtig ist.

Dominik Enste vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln diskutiert mit uns über aufgeheizte Debatten rund um Marktwirtschaft und Moral.

Der Lobbyist Cornelius Winter will seine Zunft gerechter bewertet sehen und findet: „Jedes Interesse ist legitim, sofern es keine rechtsstaatlichen Grundsätze verletzt.“

Die Fridays for Future-Aktivistin Leonie Bremer setzt für bessere Klimapolitik auf die Macht der Straße. Popularität ist für sie aber nur ein Mittel und nicht das Ziel.

Doch in vielen Fällen wird der Diskussionston rauer: „Für manche Moralapostel beginnt die Gürtellinie bereits am Hals“, warnt Ernst Ferstl. Wir beleuchten das Phänomen Shitstorm, und wie man da wieder rauskommt.

Einer der zentralen Streitpunkte ist Diversität. Viele Firmen machen die Erfahrung: Vielfältige Teams sind innovativ, aber auch anstrengend. Das ist nicht immer die richtige Lösung, erläutern uns zwei Expertinnen aus der Schweiz.

Green Marketing oder Nachhaltigkeitsmarketing ist nicht erst seit Fridays for Future der Megatrend schlechthin. Also: alles auf Grün? Eignet sich deine Marke für Green Marketing? Welche Strategien sind sinnvoll, um glaubwürdig zu sein? In unserem Kapitel zu Marketing zeigen wir Tipps und Strategien auf. Dabei kommt auch das Thema Greenwashing nicht zu kurz.

Und schließlich widmen wir uns noch zwei Gruppen, über die immer nur geschimpft wird: Millionäre und Manager. Dazu besuchen wir das Netzwerk „Pecunia“, in dem sich Frauen organisieren, die schwer am Reichtum zu tragen haben, und beleuchten im Artikel „Das Manager-Leben ist kein Boni-Hof“ die wachsende Kluft zwischen Manager- und Mitarbeiter-Gehältern. Dabei gibt es hier gute Alternativen zu derzeitigen Vergütungsmodellen.

UmweltDialog Magazin Nr. 14, Novemver 2020
Moral. Warum gerade heute von uns Moral und Glaubwürdigkeit eingefordert wird
84 Seiten, klimaneutral und FSC-zertifiziert hergestellt
ISSN 2199-1626 (digital)
ISSN 2367-4113 (Print)
Herausgeber: macondo publishing GmbH

Preis: EUR 9,00.-

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DGCN-Jubiläumskonferenz „Decade Of Action: Business Leadership In Challenging Times“

Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, mehr Klimaschutz und Regeln für eine gerechtere Gesellschaft – diese Themen standen im Fokus der international besetzten Konferenz anlässlich des 20-jährigen Bestehens des UN Global Compact (UNGC) und des Deutschen Global Compact Netzwerks (DGCN). An der hybriden Konferenz im Allianz Forum in Berlin und im Livestream beteiligten sich insgesamt mehr als 1.000 Zuschauer*innen und Gäste.

Das 20-jährige Jubiläum des UN Global Compact und des Deutschen Global Compact Netzwerks fällt zusammen mit einer der gravierendsten Krisen der letzten Jahrzehnte, der COVID-19 Pandemie. Unternehmen sind hier in besonderem Maße gefordert, die Welt nachhaltig zu verändern. Dabei bieten die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) in herausfordernden Zeiten ein wichtiges Leitbild zur Orientierung.
Macondo publishing war an der Konzeption, Planung, Gestaltung und Vorbereitung beteiligt.

Das 20-jährige Jubiläum des UN Global Compact und des Deutschen Global Compact Netzwerks fällt zusammen mit einer der gravierendsten Krisen der letzten Jahrzehnte, der COVID-19 Pandemie. Unternehmen sind hier in besonderem Maße gefordert, die Welt nachhaltig zu verändern. Dabei bieten die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) in herausfordernden Zeiten ein wichtiges Leitbild zur Orientierung.

Marcel Engel, Leiter der DGCN Geschäftsstelle, betonte zu Beginn der Jubiläumskonferenz, dass rund 45 weitere deutsche Unternehmen dem UN Global Compact seit Ausbruch der Pandemie beigetreten sind. Dies deute darauf hin, dass Nachhaltigkeitsthemen nicht an ihrer Relevanz für die Wirtschaft in diesen herausfordernden Zeiten eingebüßt haben. Thorsten Pinkepank, Vorsitzender des DGCN Lenkungskreises, umriss in seiner Einführung den zentralen Rahmen und die damit verbundenen Fragen der Konferenz: „Multikrisen brauchen Multistakeholder. Wir brauchen Transformation. Das ist unstrittig. Aber wohin? Wie schnell? Und wie können wir auf dem Weg Auseinandersetzungen in Dialoge überführen?“

Auch Sanda Ojiambo, neue Generalsekretärin und CEO des UN Global Compact, bestätigte diese Sichtweise: „Business as usual“ sei nicht länger eine Option. „Die Pandemie zeigt, dass wir widerstandsfähiger werden müssen.“ Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Vorstandsetagen zu. Lise Kingo, ehemalige CEO des UNGC und in Berlin vor Ort, betonte deshalb in ihrer Keynote: „Nachhaltiges Wirtschaften ist heute eine strategische Entscheidung. Das Thema ist deshalb vom Untergeschoss der Abteilungen an die Spitze der Unternehmen, in die Vorstandszimmer, gerückt.“ Für ihre Leistungen als Leiterin des UN Global Compact in den Jahren 2015 bis 2020 erhielt die Dänin den erstmalig vom DGCN verliehenen „SDG Bär“ als Auszeichnung.

Transformation als Chance und Herausforderung

Die Bedeutung, aber auch die Stolpersteine der Transformation diskutierte das erste Podium zu „Business Leadership for Sustainable Development in the 2020s: Performance with Purpose”. Dr. Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF, betonte, dass heutige Manager mehr Herausforderungen bewältigen müssten als jemals zuvor. „Wir hatten noch nie so viele Themen gleichzeitig, die wir teilweise auch gegeneinander ausbalancieren müssen. Vielleicht müssen wir uns auch ehrlich fragen, ob wir das denn auch alles gleichzeitig bewältigen können oder wo wir priorisieren müssen.“ BASF fokussiert sich beispielsweise auf das Thema Klimaschutz. Die Ludwigshafener wollen deshalb bis Ende 2021 für jedes ihrer Produkte einen „Product Carbon Footprint“ vorlegen. Dadurch werde der Impact auf das Weltklima transparent. Dieser soll schrittweise in Richtung CO2-Neutralität bis 2030 gesenkt werden. Zugleich gab Brudermüller zu bedenken, dass solche Transformationen nur mit und durch gesunde Unternehmen umsetzbar seien. Je länger jedoch die Covid-19 Pandemie anhalte, desto mehr Firmen würden in eine Situation gedrängt, in der sie um das Überleben kämpfen und weder Zeit noch Ressourcen für Transformationsprozesse hätten.

Für einen drastischeren Kurswechsel warb Prof. Dr. Maja Göpel: „Adaptive Denkweise, die nur auf Verbrauchsreduktion schaut, reicht nicht mehr. Wir erkennen, dass die Reboundeffekte das Gewonnene meist wieder zu Nichte machen. Wir brauchen deshalb echte Transformation.“ Die Wissenschaftlerin und Bestsellerautorin rief zu einer „großen Trendwende bei der Art, Dinge zu betrachten“ auf. Es sei keine Zeit mehr für Silodenken, sondern „Zeit für Ehrlichkeit“. Dazu gehört für Maja Göpel, dass die Ziele bereits klar formuliert seien. Darüber bräuchte man nicht mehr zu verhandeln. Jetzt gehe es vielmehr um die die Frage, warum das alles noch nicht erreicht sei. „Warum haben wir so viel Zeit vergeudet?“, fragte sie rhetorisch in die Runde.

Das griff Antje von Dewitz zustimmend auf: „Merkwürdig, dass es in unserer Gesellschaft so viel schwerer ist, Verantwortung zu übernehmen als keine Verantwortung zu zeigen.“ Von Dewitz ist Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters Vaude. Das schwäbische Unternehmen hat sich in der Textilbranche als Vorreiter für Nachhaltigkeit einen Namen gemacht. Sie gibt anderen Unternehmen den Rat, eine Betriebskultur zu schaffen, die den konstruktiven und transparenten Umgang mit Zielkonflikten erlaube.

Als Vertreter der Zivilgesellschaft stimmte Klaus Milke dem zu und erweiterte den Blick. Zielkonflikte gebe es ja nicht nur im Unternehmen, sondern vor allem zwischen Anspruchsgruppen. Milke ist Ehrenvorsitzender der NGO Germanwatch und Vorsitzender der Stiftungsplattform Foundations 20 (F20), einer Allianz für mehr Klimaschutz. Konflikte, so Milke, dürften nicht ausgelassen werden, aber nur mit gemeinsamem Handeln könnten die bestehenden und kommenden Herausforderungen gemeistert werden. Dabei spiele die Wirtschaft eine große Rolle, aber die Politik müsse die Entscheidungen treffen. Milke: „Wir dürfen Politik nicht aus der Verantwortung lassen. Wir brauchen ihre Guidance und ihre Regelungen.“ Zugleich warnte er davor, dass die „Räume, in denen die Zivilgesellschaft noch gehört wird und frei sprechen darf, immer kleiner werden.“

Auf dem Weg in eine CO2-arme Welt

Einen passenden Brückenschlag von der aktuellen Coronakrise zur Klimakrise schlug Patricia Espinosa, Generalsekretärin des UN Klimarates (UN Framework Convention on Climate Change). In ihrer Keynote unter dem Titel „A net zero future in a post-corona world” betonte die frühere mexikanische Außenministerin: „COVID-19 ist die drängendste Bedrohung, mit der die Menschheit heute konfrontiert ist, aber der Klimawandel ist die größte Bedrohung, der die Menschheit auf lange Sicht ausgesetzt ist. Führungspersönlichkeiten müssen sich fragen: Wie können wir zu einem proaktiveren und langfristigeren Modell übergehen?“

Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, betonte im Rahmen der zweiten Paneldiskussion die Dringlichkeit der globalen Erwärmung. Derzeit bewege sich die globale Erwärmung auf einem 3,5 Grad-Pfad. Wolle man auf die im Pariser Abkommen völkerrechtlich vereinbarten 1,5 bis 2 Grad zurückkehren, müsse der CO2-Ausstoß alle zehn Jahre um 50 Prozent reduziert werden. Das sei ein ambitioniertes, aber notwendiges Ziel. Wird dieses durch die Corona-Pandemie in Frage gestellt? Das glaubt Messner nicht. Positiv sei die veränderte Einstellung vieler Menschen. Vor allem bei jungen Personen gebe es ein neues Nachhaltigkeitsbewusstsein. Messner verglich es mit dem „Washington Consensus“ vor 30 Jahren, als die Welt sich auf die Liberalisierung der Märkte und Privatisierung als gängigen Lösungsweg einigte. Heute könne Nachhaltigkeit diesen Grundkonsens bilden. Zugleich warnte der Präsident des Umweltbundesamtes davor, die Perspektive des globalen Südens zu vernachlässigen. Anders als bei der Finanzkrise 2008/2009 würden viele Wiederaufbaupläne nach Covid-19 die Realität der Entwicklungsländer nicht mitbedenken. „Aber das meiste davon wird nur in Kooperation mit dem Süden wahr werden.“

In der weiteren Diskussion ergänzten Dr. Maria Mendiluce, Wioletta Rosolowska und Georg Weber ihre Positionen. Mendiluce ist CEO der „We Mean Business“ Coalition. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen, die mit den einflussreichsten Unternehmen der Welt zusammenarbeiten, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Sie findet: „Die Ansprüche an Vorreiter*innen im Klimabereich sind deutlich gestiegen. Wir sehen Unternehmen, die sich für einen grünen Aufschwung einsetzen.“

Wioletta Rosolowska ist Geschäftsführerin von L’Oréal Österreich und Deutschland. Deutschland sei ein strategisch wichtiges Land und nach Umsatz der viertgrößte Markt der L’Oréal Gruppe. Sie findet, die eigenen Mitarbeiter*innen seien intrinsisch motiviert, das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben und das Unternehmen unterstützt das, indem diese Ziele mittlerweile auch Teil der internen Gratifikations- und Entlohnungssysteme seien.

Georg Weber ist Technikvorstand der Wilo Group. Der Konzern mit Hauptsitz in Dortmund ist ein weltweit führender Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen. Weber zeigte in der Diskussion ganz praxisnah auf, wie Modernisierung sowohl ökonomisch als auch ökologisch nützt: Der Mittelständler biete effizientere Produkte an, die 90 Prozent weniger Energie verbrauchen. Würde man weltweit solche Pumpen verwenden, könnten bis zu 80 Kohlekraftwerke eingespart werden. Weber betont die Notwendigkeit von gesetzlichen Regulierungen wie die europäische Ökodesign-Richtlinie, um Unternehmen zu energieeffizienten Investitionen zu motivieren, die etwa 10 bis 20 Prozent teurer seien. Ohne Gesetze und Regulierungen würden Unternehmen nicht schnell genug handeln.

Wie zahlt das in die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ein?

Kanzleramtschef Helge Braun betonte in seiner eröffnenden Keynote am Nachmittag, dass wir in einer Zeit leben, „in der Nachhaltigkeit eine exponentielle Bedeutung bekommen hat“. Braun sieht Deutschland als „Vorbild und Vorreiter“ bei der Vereinbarung von Wohlstand und Nachhaltigkeit. Die Covid-19 Pandemie sei kein Grund, von anderen Pfaden, etwa beim Klimaschutz, abzuweichen. In der Krise müsse man vielmehr die Anstrengungen gleichzeitig angehen und verstärken. Das gelte auch für das in Arbeit befindliche Sorgfaltspflichtengesetz (auch als Lieferkettengesetz bekannt). Braun versprach den anwesenden Unternehmensvertreterinnen und -vertretern in Berlin zugleich, dass der Gesetzgeber keine unverhältnismäßigen Belastungen plane. „Es darf auf keinen Fall ein Bürokratiemonster werden.“

Achim Steiner, Leiter des UN Entwicklungsprogramms (UNDP), ergänzte per Videobotschaft die Zusammenhänge zwischen Entwicklung, Digitalisierung und Innovation. Noch immer lassen sich globale Probleme nämlich nicht allein durch eine veränderte Einstellung, sondern vielmehr durch verändertes Handeln unterstützt durch neue Technologien lösen.

Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette war eines der zentralen Themen im abschließenden Panel „Wirtschaften im Sinne einer gerechteren Gesellschaft”. Mario Mehren, Geschäftsführer des Gas- und Ölunternehmens Wintershall DEA, wusste vor allem aus schwierigen Geschäftsumfeldern wie etwa Nordafrika zu berichten. Gunther Beger, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), erzählte von seinen Erfahrungen in der Textilbranche. Dort seien die Lieferketten vieler Betriebe transparent, die zahlreicher anderer aber nicht. Die Gesetzesinitiative wolle deshalb Standards festlegen, die für alle gelten. Provokativ fragte er: „Warum gibt es strengere Regeln für Produktsicherheit als für Menschenrechte?“ Auch Prof. Dr. Jutta Allmendinger warb für gesetzliche Regeln. Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin sagte: „Bei Freiwilligkeit stagnieren wir immer bei 50 Prozent. Wollen wir auch die anderen 50 Prozent in Bewegung bringen, braucht es dafür mehr Regeln und mehr Bürokratie.“

Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der DB Cargo, wies darauf hin, dass die Wertschöpfungskette auch die Transportkette beinhalte und betonte die Notwendigkeit, menschenrechtliche Auswirkungen in Transportketten auch in Deutschland im Blick zu behalten. Weiterhin sieht sie in den Bereichen Chancengleichheit und vor allem Geschlechtergleichheit nach wie vor großen Handlungsbedarf in deutschen Unternehmen. Auch Prof. Dr. Jutta Allmendinger betont den Handlungsbedarf bezüglich Gendergerechtigkeit und bestätigte die Anmerkung von Gunther Beger, dass bei derzeitigem Tempo weitere 100 Jahre, und in der Wirtschaft sogar 250 Jahre notwendig sind, um Chancengleichheit zu erreichen. Im Hinblick auf die Verteilungsgerechtigkeit betonte sie zudem: „Je geringer die Ungleichheit, also der Abstand zwischen den Einkommen, desto größer ist die Zufriedenheit im Leben allgemein und in Krisen“.

Abschließend dankten Thorsten Pinkepank und Marcel Engel im Namen des DGCN allen Panellist*innen und Unterstützenden, insbesondere dem Allianz Forum, dem Bundesministerium für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Stiftung des DGCN und Conny Czymoch für die Moderation durch die Veranstaltung.

Bioplastik keine unbedenkliche Alternative zu Kunststoffen

Es kann aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden oder kompostierbar sein oder sogar beides. Aber sind diese Biomaterialien weniger bedenklich als herkömmliches Plastik, was ihre chemische Zusammensetzung betrifft? Nein, lautet das Ergebnis der bisher umfassendsten Laborstudie dazu, die heute in der Zeitschrift Environment International erschienen ist. Die dazugehörige Publikation wurde mit Unterstützung der macondo publishing umgesetzt. Wissenschaftler*innen um die Forschungsgruppe PlastX haben dafür Alltagsprodukte aus unterschiedlichen Materialien untersucht: Der Anteil an Produkten aus Biomaterialien, der schädliche Chemikalien enthält, ist genauso hoch wie bei Produkten aus erdölbasiertem Plastik.

Plastikprodukte stehen massiv in der Kritik. Schon ihre Herstellung aus fossilem Brennstoff gilt als wenig nachhaltig, das globale Plastikmüllproblem ist ungelöst, und wegen schädlicher Substanzen wie Bisphenol A geraten Alltagsprodukte aus Plastik immer wieder in die Schlagzeilen. Auf der Suche nach Alternativen werden vermehrt neue Materialien entwickelt, die vorteilhaftere ökologische Eigenschaften aufweisen sollen. Dazu gehören Biokunststoffe. Sie umfassen biobasierte Materialien wie Bio-Polyethylen, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, und sogenannte bioabbaubare Materialien, die unter natürlichen Umweltbedingungen abbaubar sind wie Polymilchsäure (PLA). Auch pflanzenbasierte Produkte, die aus natürlichen Polymeren wie Cellulose bestehen, zählen zu den neuen Lösungen. Aber sind diese Biomaterialien, die als nachhaltige Alternative zu konventionellem Plastik vermarktet werden, hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung weniger bedenklich?

Dieser Frage ist die Forschungsgruppe PlastX unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gemeinsam mit der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegen und der Goethe-Universität Frankfurt in einer Laborstudie nachgegangen. Es ist die bisher umfassendste Studie, in der Biokunststoffe und pflanzenbasierte Materialien auf ihre chemische Zusammensetzung und Toxizität hin untersucht und mit herkömmlichen Kunststoffen verglichen wurden.

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Planet under Pressure

The 2020s are the make-or-break decade for Sustainability. But Covid-19 questions almost everything. How can we handle increasingly frequent shocks? What can a resilient society and economy that is in line with planetary boundaries look like? These and many other questions are discussed in the new 2020 edition of the Global Goals Yearbook titled „Planet under Pressure“. The Yearbook supports the UN Sustainable Development Goals and is one of the publications in strong international demand.

The Covid-19 pandemic is keeping the world in suspense in 2020 and beyond. By declaring a “lockdown,” countries around the world have temporarily frozen their social, economic, and cultural lives in order to slow the spread of the virus. When such unexpected events occur, experts speak of “asymmetric shocks.” If such crisis-like external influences are to a certain extent unavoidable, then the logical question is: What about our ability to adapt to such shocks? The ideas of vulnerability and resilience have recently gained a high level of prominence in the current economic and political debates. Specifically “resilience” has become a standard term in the OECD, the EU, and the G20 conference formats.

Purely in terms of the number of mentions, the concept of “resilience” is in the process of supplanting that of “sustainability” due to the frequency with which it is being used in (economic) political discourse. The term also runs the risk of becoming a filler word to give new emphasis to old demands.

 

Living with the crisis: “The new normal“?

 

However, the pandemic is not the only crisis in recent times: The last decade has been characterized by a whole series of severe shocks. The intervals between them appear to be getting shorter and shorter: the financial crisis in 2008/2009, the refugee crisis in 2015, Brexit (and, as a result, an EU integration crisis), unbelievable losses of biodiversity, increases in extreme weather events due to climate change, to name but a few.

And it will not be the last crisis: In the aftermath of the lockdown, there are already signs of an impending global food crisis that is due to destroy supply chains, and a debt crisis – right up to national bankruptcy – due to the economic consequences of the pandemic.

 

How does resilience work in practice?

 

The answers to these developments will be crucial in determining the strategies for the post–Covid-19 world. From a transformation point of view, the moment when there is less stability is the moment when there is a potential for much deeper and stronger change. Everybody feels that the future is much more open than it used to be. How that moment of instability is used depends on who is putting forward what kind of ideas, who has influence, and who gets more to say and to decide. A very vivid panel discussion with Emily Auckland (UKSSD), Julian Hill-Landolt (WBCSD), Maja Goepel (Scientists for Future), and Pietro Bertazzi (CDP) clearly shows the connection between sustainability, crisis, reconstruction, and pitfalls.

An exclusive interview with EU Commissioner Paolo Gentiloni, who is responsible for economic affairs as well as the SDGs, highlights the link between society, economy, and the environment. We talk about state opportunities, global interdependencies, and the dilemma of sustainability as a community and generational task.

This brings us to the important point that crises not only change systems, but also the people in the system. If acceleration is the problem, then the solution, argues the well-known sociologist Hartmut Rosa, lies in “resonance.” The quality of a human life cannot be measured simply in terms of resources, options, and moments of happiness, Rosa explains in an interview in this Yearbook. Instead, we must consider our resonance with the world.

The other aspect is health: As habitat and biodiversity losses increase globally, the novel coronavirus outbreak may be just the beginning of mass pandemics, says John Vidal. In his article, he warns that we are creating conditions for diseases such as Covid-19 to emerge.

 

Global Goals Yearbook 2020: Planet under Pressure

Publisher: Elmer Lenzen
Publishing house: macondo publishing, Muenster 2020: 164 pages
ISBN-13: 978-3-946284-09-3
Shop: https://www.macondo.de/produkt/planet-under-pressure/
E-Book: https://www.yumpu.com/en/document/view/64045005/ggyb-2020-gesamt-2020-09-01-e-book

Nachhaltigkeit und Innovation – so kann’s gehen

Gerade in der Krise braucht es Innovationen. Dann wären das aktuell perfekte Zeiten für Erfinder. Die Realität ist nicht ganz so einfach. Vor allem nachhaltige Ideen brauchen als Antrieb eher Vertrauen als Angst. UmweltDialog geht in seinem neuen Magazin (ET 18. Mai 2020) auf 80 Seiten der Frage nach, warum wir Politik, Gesellschaft und Markt neu erfinden müssen.

Eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit den planetaren Belastungsgrenzen und dem Zwei-Grad-Ziel von Paris erreichen wir nur, wenn wir a) unseren Konsum einschränken und verzichten lernen oder b) die Art unseres Konsums und unserer Produktionsweisen verändern. Variante A geht von heute auf morgen. Diese Forderung findet sich übrigens meist in saturierten Ländern – sogenannten Wohlstandsgesellschaften.

In anderen Teilen der Welt bedeutet Verzicht die freiwillige Aufgabe von Zukunftschancen. Das wollen wenige. Darum Variante B: Lasst uns über Innovationen ein Morgen schaffen, das eben nicht auf Raubbau basiert! Das Problem daran ist, dass es eine Wette auf die Zukunft ist. Die Innovationen sind (noch) nicht da. Man kann sie nicht erzwingen, und darum gibt es auch keine Erfolgsgarantie.

Diese beiden Varianten beschreiben die Lehrmeinungen zur Rolle der Innovation im sozio-ökologischen Transformationsprozess. Daran hat sich im Kern nichts geändert, und doch hat sich die Welt in den letzten Monaten verändert. Die Covid-19-Pandemie überlagert die meisten Fragen und schafft selbst viele neue Fragen: Irgendwann geht aber auch diese Krise vorbei. Wollen wir danach zurück auf den 17. März, den Tag des Shutdowns in Deutschland? Oder wollen wir die Zukunft neu denken? Innovationen und nachhaltiges Unternehmertum sind dafür gefragt.

In der aktuellen Ausgabe geht Ralf Fücks der Frage nach, wie der Aufbruch in eine ökologische Moderne aussehen kann. Er ist überzeugt: „Ohne eine grüne industrielle Revolution werden wir den Wettlauf mit dem Klimawandel nicht gewinnen.“

Ulrich Petschow und Helen Sharp empfehlen neue gesellschaftliche Allianzen: Diese können eine sozial-ökologische Transformation vorantreiben. Dafür erforderlich ist aber ein Aushandlungsprozess, der Leitideen wie „Just Transition“ oder „leave no one behind“ gemeinsam konkretisiert.

Eine besondere Rolle kommt dabei Start-ups zu. Das haben auch große Firmen erkannt und kooperieren immer öfter mit ihnen. Wenn Start-ups und etablierte Unternehmen zusammenarbeiten, prallen jedoch Welten aufeinander. Experten aber entdecken darin auch Möglichkeiten.

Die Social Impact Economy wiederum setzt auf den Gedanken des Konsums für eine guten Zweck. Sie ist überzeugt: Nachhaltiger Konsum heißt nicht weniger Konsum, sondern effizienter und bewusster Konsum. Immer mehr Menschen probieren heute aber auch Lösungsansätze im Kleinen aus, die morgen im Großen funktionieren können.

Weniger ist dabei oftmals mehr, sagt der Innovations- und Designexperte Elmar Schüller im Interview. Er ist überzeugt: Wir müssen es wieder schaffen, das Überflüssige wegzulassen.

UmweltDialog Magazin Nr. 13, Mai 2020
Innovationen. Warum wir Gesellschaft, Politik und Markt neu erfinden müssen.
84 Seiten, klimaneutral und FSC-zertifiziert hergestellt
ISSN 2199-1626 (digital)
ISSN 2367-4113 (Print)

Preis: EUR 9,00.-
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Wie steht es um die UN-Entwicklungsziele?

In den vier Jahren seit der Einigung auf die 17 Sustainable Development Goals (SDG), kurz Global Goals, gab es helle Punkte des Fortschritts, zum Beispiel lebt die Weltbevölkerung besser und die Kindersterblichkeit unter fünf Jahren ist gesunken. Die Fortschritte bei den meisten der Global Goals waren jedoch schleppend oder sogar umgekehrt. Die neue Ausgabe des Global Compact Deutschland Jahrbuchs zieht eine erste Zwischenbilanz.

„Wir befinden uns zweifelsohne in einer politisch spannenden, aber auch sehr herausfordernden Zeit. Die gesellschaftliche Polarisierung ergreift die Welt und auch die Nachhaltigkeitsherausforderungen: die globale Klimakrise spitzt sich zu – und ihre Wahrnehmung wird breiter, zugleich wird die Ablehnung nachhaltiger Politikansätze populistisch ausgeschlachtet“, schreibt die bisherige Vorsitzende des Deutschen Nachhaltigkeitsrates, Marlehn Thieme, in ihrem Jahrbuchbeitrag. Zugleich warnt sie vor zu extremen Erwartungen: „Politik braucht Gespür für das Machbare und das Zumutbare. Wir müssen die Parallelität aushalten, dass es den einen zu weit und den anderen nicht weit genug geht. Ohne die Bereitschaft, Risiken einzugehen, wird es keine Vorsorge für die Umwelt, die Gesellschaft und unsere ökonomische Grundlage für gutes Leben geben.“

Entscheidend für den Erfolg der SDGs ist Engagement – auch und gerade von Seiten der Wirtschaft: Lise Kingo, CEO und Executive Director des UN Global Compact, betont, dass es von entscheidender Bedeutung sei, unternehmerische Ambitionen auch mit echten Taten zu verbinden. „Trotz der Tatsache, dass viele Unternehmen über Nachhaltigkeitsstrategien, -richtlinien und -verhaltenskodizes verfügen, ist dies keine Garantie für messbare Auswirkungen. Ein wirkungsvolles nachhaltiges Unternehmen zu sein bedeutet, Nachhaltigkeit vollständig in die Kerngeschäftsstrategie, den Betrieb, das Supply Chain Management und das Engagement der Interessengruppen zu integrieren.“

Agenda 2030: Läuft uns die Zeit davon?

Noch etwa eine Dekade bleibt uns, um die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen umzusetzen. Dafür müssen wir alles ändern, damit vieles bleiben kann, wie es ist, schreibt Harald Welzer in einem Beitrag. Die Schülerbewegung Fridays for Future fordert deshalb ein Ende von Wachstum und Profit, während andere Autoren eher für angemessenes Wachstum votieren. Einig sind sich aber alle darin, dass Arbeit Sinn machen und Sinn stiften muss. Sinn motiviert mehr als jeder Bonus und macht aus dem Mitarbeiter einen Mitstreiter.

In der Unternehmenswelt ist seit einiger Zeit der „purpose“ ein zentrales Thema. Wirft man diesen Begriff in den Raum, so wird zumeist direkt darüber diskutiert, welchen purpose man sich als Unternehmen denn geben sollte. Es gilt als ausgemacht, dass ein Unternehmen heute einen purpose braucht. Ohne einen solchen würden Millennials sich gar nicht erst bewerben, langfristig orientierte Investoren das Unternehmen meiden und die Mitarbeiter lustlos ihrer sinnentleerten Arbeit nachgehen. Doch was meinen wir mit diesem Begriff? Und welchen Zweck hat er? Das Jahrbuch beleuchtet in einer Vielzahl an Beiträgen die Facetten der Purpose-Debatte.

Global Goals Forum 2019

Wie weit sind wir von der Erreichung der globalen Entwicklungsziele entfernt? Antworten darauf suchte das erste Global Goals Forum der macondo foundation gemeinsam mit dem Deutschen Global Compact Netzwerk (DGCN), das am 10. Oktober 2019 in Berlin stattfand. Das Global Compact Deutschland Jahrbuch 2019 gibt einen Rückblick. So betonte Marcel Engel, Leiter des Global Compact Netzwerks Deutschland, zum Auftakt des Forums, dass bisher kein einziges Land dieser Erde auf dem Weg ist, alle 17 Ziele zu erfüllen. Nachholbedarf gäbe es vor allem bei den Industriestaaten, darunter auch Deutschland. Die Bewältigung der globalen Herausforderungen erfordere die Beteiligung aller Stakeholder. Dies gelte ganz speziell auch für die Wirtschaft, deren Investitions- und Innovationskraft unabdingbar für die erfolgreiche Umsetzung der SDGs sei. Eine solche Beteiligung diene auch deren Zukunftssicherung: „Unternehmen können dadurch Risiken minimieren, ihre Resilienz steigern, Vertrauen bewahren, talentierte Arbeitskräfte gewinnen, neue Geschäftsmodelle und Produkte entwickeln sowie neue Märkte erschließen.“

Gute Beispiele aus der Praxis

Schließlich zeigen im Jahrbuch 22 Global Compact-Mitgliedsunternehmen mit ihren Projekten, wie sie sich für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele engagieren – sei es durch die Förderung nachhaltiger Energie und Mobilität, im Bereich Menschenrechte oder als verantwortungsvoller Arbeitgeber.

Über das Jahrbuch Global Compact Deutschland 2019

Hrsg.: macondo publishing GmbH, Verlag, Münster 2019, 116 Seiten, durchgehend farbig, broschiert, FSC-zertifizierter und klimaneutraler Druck, limitierte Auflage.
ISBN-13: 978-3-946284-08-6
Bezugspreis: 15,00 Euro zzgl. Porto

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