Deutschland 2030 – Wie können wir die SDGs umsetzen?
Wie leben wir im Jahr 2030?
Welche Herausforderungen erwarten uns? Und welche Rolle spielen die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) bei deren Bewältigung? Diesen Fragen geht das jetzt bei macondo publishing erschienene Jahrbuch „Global Compact Deutschland 2017“ nach. Die Publikation stellt mögliche Zukunftsszenarien vor und lässt zentrale Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Darüber hinaus zeigen 29 deutsche Global Compact-Mitgliedsunternehmen in ihren Good Practice-Beispielen, mit welchen Maßnahmen sie dazu beitragen, die SDGs umzusetzen.
Münster – Im Grußwort zum neuen Jahrbuch Global Compact Deutschland zeichnet UN-Generalsekretär António Guterres ein paradoxes Bild unserer heutigen, globalisierten Welt: Wohlstand, weniger Armut und verbesserte Lebensbedingungen auf der einen Seite sowie mehr Ungleichheit und viele, insbesondere junge Menschen, die sich zurückgelassen fühlen, auf der anderen Seite. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, brauche es globale Antworten und multilaterale Regierungsformen wie die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: „because the Agenda 2030 is an agenda aiming at a fair globalisation, it’s an agenda aiming at not leaving anyone behind“.
Wie erreichen wir ein nachhaltiges Deutschland im Jahr 2030?
Die aktuelle Jahrbuch-Ausgabe beleuchtet das Potenzial der Agenda 2030 im Hinblick auf vier Megatrends, die Deutschland in Zukunft prägen werden: demografischer Wandel, Konnektivität, Klimawandel und Lieferketten-Management. So fragt das erste Kapitel „Vision Deutschland 2030“ etwa danach, auf welche SDGs es im Kontext der jeweiligen Herausforderungen besonders ankommen wird und welche Branchen eine Schlüsselrolle bei deren Bewältigung einnehmen könnten. Darüber hinaus untersucht es, welche konkreten Maßnahmen dafür erforderlich sind, wie sich Fortschritte messen lassen und welche potenziellen Gefahren einer nachhaltigen Entwicklung im Weg stehen könnten. Eine Stakeholderbefragung, die Jahrbuch-Herausgeber Elmer Lenzen unter Mitarbeitern ausgewählter Unternehmen und Organisationen durchführte, liefert Antworten darauf und stellt mögliche Szenarien vor.
Wie können die SDGs finanziert werden?
Stefan Brunnhuber, Mitglied im Club of Rome, beschäftigt in seinem Beitrag die Frage, wie die SDGs finanziert werden können. Es gebe genug wissenschaftliche Erkenntnisse, technologisches Knowhow und politischen Willen, die Ziele zu erreichen. Aber es werde teuer: „Tatsächlich wird es etwa fünf Billionen US-Dollar pro Jahr über die nächsten 20 Jahre kosten, sie zu finanzieren“, so Brunnhuber. Er plädiert deshalb für ein paralleles Währungssystem für die SDGs.
Joachim Fetzer aus dem Vorstand des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik wiederum spricht sich dafür aus, „[m]itten im Prozess nochmals neu über Sinn, Geist und Charakter des Ganzen nach[zu]denken“. Er plädiert für einen „Streit über Interpretationen, Priorisierungen und Maßnahmen im Umgang“ mit den SDGs und warnt vor einem „allzu technisch verstandene[n] ‚Umsetzen‘ und ‚Implementieren'“ der Agenda 2030.
Zukunftsforschung als Lösungsweg?
Auch die Fraunhofer-Direktorin Marion Weissenberger-Eibl ist überzeugt, dass Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder demografischer Wandel hierzulande künftig eine große Rolle spielen werden. „Dabei sollten wir nicht vergessen, dass wir auf zukünftige Entwicklungen – Stichwort Foresight – Einfluss nehmen und Trends aktiv mitgestalten können.“ Was das aus Unternehmenssicht und mit Blick auf die SDGs konkret bedeutet, erläutert die Innovationsforscherin im Interview.
Die SDGs und aktuelle Megatrends wie Klimawandel und Ressourcenknappheit standen auch im Mittelpunkt der vergangenen Teilnehmerkonferenz des Deutschen Global Compact Netzwerks, über die die aktuelle Jahrbuch-Ausgabe in einem weiteren Schwerpunktkapitel berichtet. Im Rahmen der Veranstaltung rief Graeme Maxton, Generalsekretär, Club of Rome, die Teilnehmer zu einem zügigen Umdenken auf, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken und so ökologischen und sozialen Katastrophen vorbeugen zu können. Seiner Keynote schloß sich eine Paneldiskussion zu Corporate Foresight an – aus Sicht der Unternehmen ein zentrales Thema bei der Umsetzung der Agenda 2030.
Ebenfalls zu einem schnellen Umlenken mit Blick auf den weltweiten Ressourcenverbrauch ruft der Schweizer Nachhaltigkeits-Vordenker Mathis Wackernagel auf: „Ohne unseren Ressourcenhunger radikal und schnell umzulenken, werden wir nicht nur einiges an Biodiversität verlieren, sondern auch schon für heute lebende Generationen die Lebensgrundlagen enorm schwächen.“ Sein Plädoyer lautet deshalb: „Wirtschaften mit der Natur und nicht gegen sie sehe ich als einzigen Weg.“ Im Interview erläutert der Gründer und Vorsitzende des Global Footprint Networks unter anderem, welche Bedeutung dabei globalen Rahmenvereinbarungen wie dem Pariser Klimaabkommen zukommen.
Gute Beispiele aus der Praxis
Schließlich zeigen im Jahrbuch Global Compact Deutschland 2017 29 deutsche Global Compact-Mitgliedsunternehmen mit ihren Projekten, wie sie sich für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele engagieren – sei es durch die Förderung nachhaltiger Energie und Mobilität, im Bereich Menschenrechte oder als verantwortungsvoller Arbeitgeber.
Über das Jahrbuch Global Compact Deutschland 2017
Jahrbuch des deutschen Netzwerkes mit Beiträgen u.a. von H.E. António Guterres (Grußwort), Elmer Lenzen, Stefan Brunnhuber, Joachim Fetzer, Marion-Weissenberger-Eibl, Mathis Wackernagel sowie 29 deutschen Global Compact-Mitgliedsunternehmen. Hrsg.: macondo publishing Verlag. Münster 2017, 132 Seiten, durchgehend farbig, broschiert, FSC-zertifizierter und klimaneutraler Druck, limitierte Auflage.
ISBN-13: 978-3-946284-04-8
Bezugspreis: 15,00 Euro