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Jahrbuch Global Compact Deutschland 2016: Migration und Flucht im Fokus
Ob die geopolitische Lage, die Flüchtlingstragödien oder die Globalisierung − die Welt, wie sie gerade ist, macht vielen von uns Angst. Angst ist bekanntlich eine Emotion, und entsprechend hitzig verlaufen die Diskussionen zu solchen Themen. Im Interview mit Chefredakteur Elmer Lenzen geht der Psychologe und Bestseller-Autor Stephan Grünewald der Frage nach, weshalb heute gerade Flüchtlinge zu Projektionsflächen für die Ängste und Probleme der Menschen werden. Carl Christian von Weizsäcker vom Max-Planck-Institut zur Erforschung der Gemeinschaftsgüter in Bonn beschäftigt sich in seinem Beitrag mit den Ursachen der heutigen Flüchtlingsbewegung nach Europa. “Die Menschen verlassen die Heimat, wo Hunger oder Bürgerkrieg herrschen. Sie streben dorthin, wo sie diesen Gefahren für die eigene Existenz entrinnen können.” Weizsäcker plädiert deshalb für eine Öffnung der Märkte des Nordens für den Süden und eine “damit einhergehende Beschleunigung des Wachstums im Süden − mit der für den Norden bedeutsamen Einrichtung einer Wanderungsbremse, soweit es die Wanderung vom Süden in den Norden betrifft.”
Unternehmen und Menschenrechte
Wie kaum ein zweites Nachhaltigkeitsthema erleben die Menschenrechte derzeit eine Entwicklung hin zu mehr Verbindlichkeit. Hier stehen mit Blick auf 2017 eine Reihe neuer gesetzlicher Regulationen an, zum Beispiel beim britischen Modern Slavery Act. Das zweite Schwerpunktkapitel des Jahrbuchs geht der Frage nach, was das für Unternehmen in der Praxis bedeutet: So stellt sich etwa die Frage, worauf es bei der Vertragsgestaltung ankommt, damit Lieferanten in Sachen Menschenrechte in die Pflicht genommen werden können und wie damit Risiken vorbeugt werden kann. Welche Chancen ergeben sich daraus für Unternehmen und welcher Nutzen bietet sich ihnen, wenn sie den Schutz der Menschenrechte in ihr Geschäftsmodell integrieren – etwa im Hinblick auf ihre Reputation, aber vor allem auf eine Steigerung der Unternehmensleistung? Weiterhin stellt die Publikation vor, mit welchen Mitteln das Deutsche Global Compact Netzwerk (DGCN) Unternehmen im Arbeitsfeld „Wirtschaft und Menschenrechte“ bei der Umsetzung ihrer sozialen Verantwortung unterstützt. Dafür hat das DGCN verschiedene Formate für Einsteiger und Anwender sowie Peer Learning-Angebote wie Lerngruppen und Workshops entwickelt.
Die Nachhaltigen Entwicklungsziele
Drittes zentrales Thema des Jahrbuches sind die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs). Mit diesem Zielkatalog sollen bis zum Jahr 2030 Armutsreduzierung, Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften weltweit vorangetrieben werden. Eine besondere Rolle kommt dabei der Wirtschaft zu: Unternehmen sollen mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen – durch Innovationen, Wachstum und faire Produkte sowie Arbeitsbedingungen. Was auf dem Papier plausibel klingt, ist in der Praxis jedoch oft kompliziert. Auch hier ist das DGCN ein wichtiger Begleiter. Marcel Engel, der die Leitung des Deutschen Netzwerks 2016 übernommen hat, erläutert im Interview, wie der UN Global Compact und seine nationalen Netzwerke Unternehmen bei der Auslegung und Umsetzung der SDGs unterstützen: “Die effektive Einbindung der Wirtschaft für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft ist im Hinblick auf die enormen sozio-ökonomischen, ökologischen und politischen Herausforderungen heute wichtiger denn je.” Dazu hat der UN Global Compact einen Leitfaden, den “SDG Compass”, entwickelt, der in fünf Kapiteln Wissen über die SDGs und Instrumente zu deren Umsetzung bietet.
Gute Beispiele aus der Praxis
“Wenn sich immer mehr Unternehmen die 10 Prinzipien des Global Compact zur Richtschnur machen und die Agenda 2030 als Chance betrachten, wird unsere Welt ein nachhaltigeres, gerechteres und inklusiveres Gesicht bekommen. Diese Investition wird sich für uns alle lohnen”, so Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Wie das in der Praxis aussieht, zeigen im aktuellen Jahrbuch 28 Unternehmen in ihren Good Practice-Beispielen. Schwerpunkte sind dabei unter anderem die Themen Integration, Personalmanagement, Klimaschutz und Digitalisierung.