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In den vier Jahren seit der Einigung auf die 17 Sustainable Development Goals (SDG), kurz Global Goals, gab es helle Punkte des Fortschritts, zum Beispiel lebt die Weltbevölkerung besser und die Kindersterblichkeit unter fünf Jahren ist gesunken. Die Fortschritte bei den meisten der Global Goals waren jedoch schleppend oder sogar umgekehrt. Die neue Ausgabe des Global Compact Deutschland Jahrbuchs zieht eine erste Zwischenbilanz.
„Wir befinden uns zweifelsohne in einer politisch spannenden, aber auch sehr herausfordernden Zeit. Die gesellschaftliche Polarisierung ergreift die Welt und auch die Nachhaltigkeitsherausforderungen: die globale Klimakrise spitzt sich zu – und ihre Wahrnehmung wird breiter, zugleich wird die Ablehnung nachhaltiger Politikansätze populistisch ausgeschlachtet“, schreibt die bisherige Vorsitzende des Deutschen Nachhaltigkeitsrates, Marlehn Thieme, in ihrem Jahrbuchbeitrag. Zugleich warnt sie vor zu extremen Erwartungen: „Politik braucht Gespür für das Machbare und das Zumutbare. Wir müssen die Parallelität aushalten, dass es den einen zu weit und den anderen nicht weit genug geht. Ohne die Bereitschaft, Risiken einzugehen, wird es keine Vorsorge für die Umwelt, die Gesellschaft und unsere ökonomische Grundlage für gutes Leben geben.“
Entscheidend für den Erfolg der SDGs ist Engagement – auch und gerade von Seiten der Wirtschaft: Lise Kingo, CEO und Executive Director des UN Global Compact, betont, dass es von entscheidender Bedeutung sei, unternehmerische Ambitionen auch mit echten Taten zu verbinden. „Trotz der Tatsache, dass viele Unternehmen über Nachhaltigkeitsstrategien, -richtlinien und -verhaltenskodizes verfügen, ist dies keine Garantie für messbare Auswirkungen. Ein wirkungsvolles nachhaltiges Unternehmen zu sein bedeutet, Nachhaltigkeit vollständig in die Kerngeschäftsstrategie, den Betrieb, das Supply Chain Management und das Engagement der Interessengruppen zu integrieren.“
Agenda 2030: Läuft uns die Zeit davon?
Noch etwa eine Dekade bleibt uns, um die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen umzusetzen. Dafür müssen wir alles ändern, damit vieles bleiben kann, wie es ist, schreibt Harald Welzer in einem Beitrag. Die Schülerbewegung Fridays for Future fordert deshalb ein Ende von Wachstum und Profit, während andere Autoren eher für angemessenes Wachstum votieren. Einig sind sich aber alle darin, dass Arbeit Sinn machen und Sinn stiften muss. Sinn motiviert mehr als jeder Bonus und macht aus dem Mitarbeiter einen Mitstreiter.
In der Unternehmenswelt ist seit einiger Zeit der „purpose“ ein zentrales Thema. Wirft man diesen Begriff in den Raum, so wird zumeist direkt darüber diskutiert, welchen purpose man sich als Unternehmen denn geben sollte. Es gilt als ausgemacht, dass ein Unternehmen heute einen purpose braucht. Ohne einen solchen würden Millennials sich gar nicht erst bewerben, langfristig orientierte Investoren das Unternehmen meiden und die Mitarbeiter lustlos ihrer sinnentleerten Arbeit nachgehen. Doch was meinen wir mit diesem Begriff? Und welchen Zweck hat er? Das Jahrbuch beleuchtet in einer Vielzahl an Beiträgen die Facetten der Purpose-Debatte.
Global Goals Forum 2019
Wie weit sind wir von der Erreichung der globalen Entwicklungsziele entfernt? Antworten darauf suchte das erste Global Goals Forum der macondo foundation gemeinsam mit dem Deutschen Global Compact Netzwerk (DGCN), das am 10. Oktober 2019 in Berlin stattfand. Das Global Compact Deutschland Jahrbuch 2019 gibt einen Rückblick. So betonte Marcel Engel, Leiter des Global Compact Netzwerks Deutschland, zum Auftakt des Forums, dass bisher kein einziges Land dieser Erde auf dem Weg ist, alle 17 Ziele zu erfüllen. Nachholbedarf gäbe es vor allem bei den Industriestaaten, darunter auch Deutschland. Die Bewältigung der globalen Herausforderungen erfordere die Beteiligung aller Stakeholder. Dies gelte ganz speziell auch für die Wirtschaft, deren Investitions- und Innovationskraft unabdingbar für die erfolgreiche Umsetzung der SDGs sei. Eine solche Beteiligung diene auch deren Zukunftssicherung: „Unternehmen können dadurch Risiken minimieren, ihre Resilienz steigern, Vertrauen bewahren, talentierte Arbeitskräfte gewinnen, neue Geschäftsmodelle und Produkte entwickeln sowie neue Märkte erschließen.“
Gute Beispiele aus der Praxis
Schließlich zeigen im Jahrbuch 22 Global Compact-Mitgliedsunternehmen mit ihren Projekten, wie sie sich für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele engagieren – sei es durch die Förderung nachhaltiger Energie und Mobilität, im Bereich Menschenrechte oder als verantwortungsvoller Arbeitgeber.